Ein Kommentar
Noch nie habe ich mich so sehr auf eine Konsole gefreut – und sie letztendlich nicht gekauft. Eigentlich noch am ersten Tag vorbestellt, sank die Vorfreude mit jedem Tag, an dem mehr Infos zum neuen Flaggschiff von Nintendo veröffentlicht wurden. Bis ich schließlich ein paar Tage vor Release die Reißleine gezogen habe.
Doch was ist passiert?
So Einiges! Noch vor der großen Ankündigung rätselte man schon im Freundeskreis, welche neuen Features die Switch 2 wohl alles haben könnte. Wird sie überhaupt Switch 2 genannt? Wird sie vielleicht ein Hybrid aus 3DS und Switch. Eine Switch mit Clamshell und 2 Bildschirmen? Vielleicht wird auch die Bewegungssteuerung erweitert. Spekulation und Gerüchte waren überall. Uns war eines klar: Sie musste auf jeden Fall sehr viel Leistungsstärker werden als ihr Vorgänger. 4K im Dockmodus und stabile Framerates waren das Minimum. Spiele wie Zelda – Breath of the Wild litten schwer unter Einbrüchen und verwaschenen Texturen und gerade 3rd-Party Spiele, die auch auf anderen Konsolen oder sogar PC erschienen und dort schöner und besser liefen, verdeutlichten dies nur umso mehr.

Der erste Trailer
Am 02. April war es dann endlich soweit. Nintendo veröffentlichte einen Trailer zur neuen Konsole. Die dann, wie sie eigentlich schon viele nannten, Plain „Nintendo Switch 2“ genannt wurde. Nicht, dass ich etwas dagegen hatte. Ungewohnt von Nintendo war es jedoch schon. Aber egal. 1080p im Handheld Modus und 4K in dem Dock. Bis zu 120 FPS. Ein ansprechendes Design. Größerer Bildschirm. Ein Mausmodus für die Joycons. Alles klang wirklich vielversprechend. Auch, wenn die einzige wirkliche „Innovation“ ein C-Button ist, den ich wohl nie verwenden werde. Aber das Wichtigste überhaupt. Sie ist Rückkompatibel mit alten Switch 1 Spielen.
Sobald eine Vorbestellung möglich war, schaute ich, dass ich eine reservieren konnte. Doch das erste Staunen war nicht schlecht, als ich den Preis der Konsole erblickte. Schlappe 470€ Euro sollte mein Geldbeutel bluten, damit ich sie mein Eigen nennen kann. Ich ließ mich nicht unterkriegen. Denn auch der Hauptgrund für meine Freude auf die neue Switch wurde bereits ein wenig gezeigt. Metroid Prime 4 wird für Nintendos neue Konsole erscheinen.

Als einer meiner Lieblings-Spielereihen überhaupt, wartete ich sehnsüchtig auf jedes neue Abenteuer von Samus Aran. Mit Metroid Dread schaffte es Nintendo seit Jahren der Flaute endlich meine Befürchtung zu widerlegen, dass sie die Marke haben fallen lassen. Doch dann kam der zweite Downer. Metroid Prime 4 sollte kein Release-Titel der Switch 2 werden.
Bitte warten
Na gut, dann einfach etwas warten. Es waren genug andere Titel angekündigt und auch einige darunter, die auf meiner Liste stehen. Rune Factory: Guardians of Azuma, Bravely Default Flying Fairy, Raidou: Remaster, Daemon X Machina: Titanic Scion, Fast Fusion, Nobunaga´s Ambition, No Sleep for Kaname Date und Kunitsu-Gami: Path of Goddess. Gerade bei Letzterem habe ich schon eine ganze Weile nach einer Physical Edition gespechtet. Bisher gab es das Spiel nur als Digitale Version. Und wer mich kennt weiß, wie ich zu digitalen Spielen stehe.
Hmmm Moment. Auch von diesen Spielen erscheinen einige erst später und was sind das denn bitte für Preise . . . Moment 90€ für ein f* Mario Kart? Presst Nintendo ihre Spiele neuerdings auf Cartridges aus Gold? Nein – meint der CEO von Nintendo Amerika, die Company richtet sich laut ihm nach einer „variablen Preisgestaltung“ die den Umfang und die Tiefe des Spiels bewertet. Nun habe ich bereits ein bisschen in genanntes neues Mario Kart Worlds bei einem Freund reinspielen können. Das Spiel ist auf keinen Fall schlecht. Es macht Spaß und hat den ein oder anderen neuen Kniff. Aber das Spiel ist auf keinen Fall 80€ als digitale und 90€ als physische Version wert. Spiele wie Baldurs Gate III müssten im Vergleich 400€ aufwärts kosten.

Spiele und ihre Preise
Und he – ich sage nicht einmal etwas dagegen, das Physicals teurer sind als ihr digitaler Gegenpart. Tatsächlich kann ich gut verstehen, dass Herstellung und Material etwas kosten. Nintendo schlägt wohl zukünftig 10€ automatisch oben drauf. Aber man sollte sich schon die Frage stellen. Wenn bisher beides gleich teuer war und die Unternehmen mit physikalischen Spielen noch immer genug Geld gemacht haben, hätten dann nicht eher digitale Spiele günstiger werden müssen, anstelle von physikalische teurer?
Die Firma, die einst als familienfreundlich galt, öffnet damit Tür und Tor zu großen Preissteigerungen in der Spieleindustrie. Auch wenn abzuwarten ist, wer tatsächlich mitzieht.
Ist das jetzt der Grund, warum ich mich von der Switch 2 wieder zurückgezogen habe?
Nope – einer der großen, aber der Deal Breaker baute sich erst nach und nach, kurz vor dem Release der neuen Konsole, auf.
Game-Key Cards heißt das Zauberwort von Nintendo. Ein Zauber mit dem man es ohne Probleme schafft, mich ganz weit fern zu halten. Aber Eins nach dem Anderen. Was sind Game-Key Cards überhaupt?
Game-Key Cards

Das sind diese Spiele hier. Zu beachten ist dabei besonders der untere Abschnitt im Cover. Wenn ein Spiel dort als Game-Key Card bezeichnet wird, kauft ihr kein Spiel, sondern eine überteuerte Downloadberechtigung in einer Plastikhülle. Auf dieser Cartridge ist das Spiel nämlich nicht vorhanden. Ihr müsst diese in eure Konsole einstecken und habt dann die Berechtigung bedrucktes Spiel herunterzuladen und zu starten. Natürlich zahlt ihr auch den 10€ Aufpreis im Gegensatz zur digitalen Version. Ist schließlich rotes Plastik dabei. Ah und natürlich muss die Cartridge in der Konsole stecken, damit ihr das digitale Spiel spielen könnt. Sonst lässt es sich nicht starten.
Jetzt mal ganz ehrlich, für wen soll dieses Stück Plastikmüll eigentlich gedacht sein?
Wer bisher digital gekauft hat (und auch wenn ich nicht dazu gehöre, verstehe ich durchaus die Gründe), möchte doch seine Cartridges nicht immer dabeihaben, um spielen zu können. Der möchte nicht noch eine Spielehülle im Schrank haben. Vor allem, warum sollte ein Digital-Spieler auf die Idee kommen 10€ mehr für ein bisschen Plastik zu zahlen. Selbiges gilt auch für die Physical-Spieler. Wir kaufen genau deshalb Physical, weil wir unsere Spiele auch ganz ohne Internet spielen können wollen. Gerade mit der Switch. Ich befinde mich im Urlaub, kauf mir ein neues Spiel, stecke es irgendwo in der Pampa ein. Oh verdammt war ne Game-Key Card. Joah, dann halt erst spielen wenn ich irgendwo Internet habe und mir die 50 GB irgendwo runtergeladen habe. Wenn ich mir ein Spiel Physical kaufe, dann soll auch das Spiel drauf sein.
Die Probleme
Da kommen wir zu mehreren Problemen.
- Stück Plastikmüll
Die Game-Key Cards beinhalten so gut wie nichts. Heißt aber vor allem => sollte Nintendo in der Zukunft mal den E-Shop für die Switch 2 einstellen, sind die Game-Key Cards tatsächlich nichts anderes als das. Ein Stück Plastikmüll, mit dem sich nichts mehr anfangen lässt. Passiert nicht? Dann erinnere ich an bereits diverse geschlossene Stores. Nintendo DS, PSP, PS3 usw. - Gamepreservation
Gerade jetzt ist das Thema groß rausgekommen. Die riesige Initiative von „Stop Killing Games“ hat es geschafft weit über 1 Millionen Unterschriften zu sammeln und wird damit recht sicher vom Europaparlament angeschaut. Wir drücken ihnen die Daumen! Dort geht es vor allem darum, dass Spiele als Kulturgut zählen und diese erhalten werden sollten. Game-Key Cards sind an dieser Stelle kontraproduktiv. - Speicher
Ja, die Switch 2 hat mit ihrem internen Speicher von ca. 232 freien GB deutlich mehr Platz als ihr Vorgänger. Doch auch die Spiele sind um einiges größer. Wer sich Cyberpunk digital holt, der ist mal schnell knapp 60 GB los. Prinzipiell reicht eben genanntes zusammen mit Hitman (59GB), Yakuza 0 (54GB) und Spit Fiction (73GB) gerade so auf den internen Speicher. Dann ist Schluss. Kauft man sich aber Cyberpunkt, dass nicht als Game-Key Card, sondern als reguläre Cartridge rausgekommen ist, in seiner physischen Version, kann das Spiel direkt von der Cartridge gespielt werden und verbraucht praktisch keinen Speicher auf der Switch 2 selbst. Entsprechend zahlt man bei den Game-Key Cards nicht nur die 10€ für das Plastik, sondern kann sich gegebenenfalls auch schnell dazu genötigt fühlen, eine Speichererweiterung in Form einer microSD Express Karte kaufen zu müssen. (ca. 60€ für 256GB und über 150€ für 512GB) - Verkaufszahlen und Third-Partys
Die Switch 2 ist nun schon eine Weile auf dem Markt und die Verkaufszahlen wurden teils veröffentlicht. Es zeichnet sich ein deutliches Bild ab. Die meisten Spieler meiden Game-Key Cards. Das sind vor allem für Third-Party-Entwickler schlechte Neuigkeiten, denn der Großteil dieser, haben ihre Spiele als Game-Key Cards angeboten. Nun könnte man sagen, selber schuld. Doch so einfach ist das nicht.
Das Problem hier: Laut einem Leak bietet Nintendo für die Switch 2 nur noch die Option Express Cartridges mit 64 GB Speicher für die Hersteller an, wenn sie ihr Spiel physikalisch anbieten wollen. Gerade für kleine Spiele und Indi-Studios, deren Spiele nicht mal eine Größe von 10 GB erreichen, heißt das, entweder weniger Gewinnmarge oder die Spiele teurer machen. Zweiteres bedeutet jedoch, dass sie nicht konkurrenzfähig bleiben. Es scheint als würde Nintendo keine günstigere Version der Cartridges anbieten, die z.B. nur 12 GB Speicher hat, um die Kosten zu drücken. Sollte der Leak sich bewahrheiten, würde ich gut verstehen, warum gerade 3rd-Party Games meist auf Game-Key Cards erscheinen. Sie haben fast keine andere Wahl. Dies wäre aber auch aus Sicht von Entwicklern ein furchtbarer Schritt in die falsche Richtung.
Der letzte Punkt
Nintendo kann per Remote einfach die Konsolen der Nutzer sperren. Dies würde bedeuten, dass euer Nintendo Account gesperrt werden würde und ihr keine Online-Dienste mehr nutzen könnt. Keine Updates, kein onlinespielen und natürlich auch kein starten mehr von Digitalen oder Game-Key Cards. Theoretisch kann euch Nintendo laut AGB auch bereits gekaufte Inhalte und Spiele wieder entziehen. In der USA geht dies soweit, dass Nintendo wohl die Konsole unnutzbar machen kann. In Europa haben wir allerdings bessere Verbraucherschutzrechte. Viel tiefer möchte ich auf dieses Thema gar nicht mehr eingehen. Darüber gibt es bereits viele Videos und Artikel, die ich an dieser Stelle nur wiedergeben könnte.
Mein Fazit
Nachdem ich das Release-Lineup der Switch 2 Spiele gesehen habe und praktisch alle für mich interessanten Spiele auf genannter Plastikkarte erscheinen, hatte ich mich entschlossen den Stecker zu ziehen und meine Vorbestellung storniert. Das mit dem Remote sperren, war für mich dann nur noch ein Tropfen in ein bereits überlaufendes Fass.
Am Ende bleibt: Ob ihr euch eine Switch 2 kaufen wollt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil werde abwarten und schauen, ob der einst auch bei mir beliebte Spielehersteller noch einmal die Kurve kriegt, oder die Switch meine letzte Konsole der Firma bleibt.
Game on!
Euer Sven

Als Gamer der zweiten Stunde fing bei mir alles mit meinem Gameboy, NES und einem Rechner mit Norton Commander an. Bei den Brettspielen schaffte Siedler von Catan bei mir den Durchbruch zu komplexeren Spielen. Heute blicke ich stolz auf meine Sammlung an neuen und alten Spielen, ob nun Video- oder Brett. Meine Leidenschaft für Spiele und Spaß diese mit anderen zu teilen, wird sich wohl bis ins hohe Alter nicht mehr ändern.
Seb 15. August 2025
Kommt bei mir auch nicht auf den Weihnachtswunschzettel.
billige Controller, leere cartridges, Killswitch inklusive Sippenhaft.
leider unsympathisch, wird nicht gekauft.
man sieht ja mit PalLand, dem PalWorld Klon, sehr gut, wie Nintendo aktuell drauf sind.