Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich Last Epoch das letzte Mal auf meinem Rechner gestartet hatte. Diverse andere Spiele, die die letzten Monate das Licht der Gamingwelt erblickten und vor allem der Start von Path of Exile 2 ließen mir nicht viel Zeit für das Passion Project vom kleinen Entwicklerstudio Eleventh Hour Games. Doch mit der Ankündigung für die zweite große Erweiterung, stieg sofort mein Gaming-Barometer auf „Muss ich zocken!“.

Mit Tombs of the Erased begeben sich die Spieler immer wieder in die Katakomben der Woven und treffen dort auf neue Mechaniken, Bosse und am wichtigsten – Loot!
Für mich persönlich gab es aber eine weitere Anpassung, die mich zum Login stürmen ließ. Die Überarbeitung meiner Lieblingsklasse in Last Epoch, dem Sentinel. Ein Schildwurf ohne Abklingzeit ist möglich? Es ist Schild in die Fresse Zeit!
Beinahe pünktlich zum Release stürzte ich mich erneut in die Zeitrisse der letzten Epoche. Ein gemütliches Abendessen mit Freunden zusammen ersparte mir dabei die Loginprobleme der ersten Stunde. Doch schon nach dieser einen Stunde schien alles reibungslos zu laufen. Da ziehe ich meinen Hut vor diesem kleinen Entwicklerstudio, das doch mit einem recht großen Andrang zu kämpfen hatte. Die Flaute der Diablo 4 Fans und eine eher durchwachsene erste Season von Path of Exile 2 Spieler, bescherten der neuen Erweiterung von Last Epoch einiges an Aufmerksamkeit und Interesse. Mit Freuden konnte ich feststellen, dass Eleventh Hour Games sich darauf gut vorbereitet hatte.
Der erste Charakter war schnell hoch gelevelt und die Schilde flogen mit tödlicher Präzision auf die Gegner zu. Schnell entschied ich mich dem Build noch etwas einzuheizen (Pun intended) und skillte den Schildwurf so um, das jeglicher physischer Schaden zu Feuerschaden umgewandelt wird, was mir wiederum andere Möglichkeiten bei der Verstärkung meines Charakters gab.

Für alle die Last Epoch noch nicht kennen: Jeder Skill hat seinen eigenen Skilltree. Von den durch die verschiedenen Klassen beschränkten Skills, kann man sich fünf aussuchen und diese in ihren jeweils eigenen Skilltree weiter Spezialisieren. Die Möglichkeit jederzeit seine Skillpunkte neu zu verteilen und auch andere fünf Primärskills auszusuchen, lädt zum Experimentieren ein. Gepaart mit dem Passiv-Skilltree der Klasse, bei dem man sich ab einem bestimmten Punkt der Kampagne auf eine Unterklasse spezialisieren kann, hat Last Epoch es geschafft sich perfekt zwischen einem Komplexitätmonster à la Path of Exile und einem doch extrem simplen Diablo 4 anzusiedeln. In meinen Augen das aktuell perfekte Spiel, wer vor PoE zurückschreckt doch zugleich Diablo 4 für zu einfach hält.
In eine ähnliche Bresche springt da z.B. Grim Dawn. Das aber schon seit langem auf seine neue Erweiterung warten lässt und zugegebenermaßen inzwischen Grafisch doch schon etwas in die Jahre gekommen ist. An dieser Stelle möchte ich aber noch erwähnen, das die Entwickler von Grim Dawn, Crate Entertainment, Indipendent sind und ein Kredo haben, dass ich gerade in der heutigen Zeit sehr hoch halte: Sie stellen keine zusätzlichen Entwickler ein, damit das neue Projekt schnell abgeschlossen ist, um diese danach wieder entlassen zu müssen. Als Selfpublisher sagen sie klar „it´s done when it´s done.“ Dafür habe ich größten Respekt. Aber dies nur am Rande.
Ein weiterer Anwärter in dieser Nische könnte noch das neue Titan Quest 2 werden, dessen Release mit Ende 2025 ebenfalls frischen/alten Wind bringen könnte. Erste Gameplaytrailer sehen sehr gut aus. Definitiv ein Projekt, dass ich im Auge behalten werde.
Doch zurück zum Passiv-Skilltree. Ein weiterer Vorteil an diesem ist es, dass man, obwohl nur eine erweiterte Unterklasse zur Auswahl steht, trotzdem noch in die anderen Unterklassen investieren kann. Aber eben nur zum Teil. Die Hälfte des Passiv-Skilltrees sind automatisch gesperrt, nur die ausgewählte Klasse kann voll ausgenutzt werden. Trotzdem gibt einem dies neue Möglichkeiten. So habe ich in meinem Beispiel zwar die Unterklasse „Paladin“ gewählt, damit ich die Klassenspezifische „Holy Aura“ freischalte. Trotzdem habe ich noch 17 Punkte in den Skilltree des Forge Guard gesteckt. Diese Flexibilität lässt einem viel Spielraum. Durch die aber übersichtlichen Skills muss man keine Angst haben sich zu verskillen. Im Zweifelsfall kann man in Last Epoch auch diese einfach zurücksetzen und neu verteilen. Probiert also nach Herzenslust aus. Nur euer Gold solltet ihr dabei im Auge behalten. Neu verteilen kostet nämlich. (Aber nur ingame Währung, kein Echtgeld)

Inzwischen bin ich im Endgame angekommen und spiele mit den neuen Crafting Möglichkeiten rum, die mit der neuen Erweiterung gekommen sind. Schon vor der Erweiterung galt Last Epoch als das ARPG mit einem der besten Crafting Systemen überhaupt. Dies haben sie mit Tombs of the Erased noch weiter ausgebaut. Ein Fest für alle Tüftler. Wer dazu mehr erfahren möchte den verweise ich doch gerne lieber auf Seiten wie Maxroll, die das Crafting ins Detail erklären und darin eindeutig versierter sind als ich. Eine Neuerung möchte ich nichtsdestotrotz vorstellen. Die neuen Items mit sogenannten „Weaver´s Will“. Eine Art von Unique Items mit denen ich besonders viel Spaß habe. Diese Items droppen mit einer gewissen Menge an Weaver´s Will. Im Beispielbild die 17. Legt man nun diese Handschuhe an seinem Charakter an und besiegt genügend Monster, wandelt sich dieses Weaver´s Will nach und nach in passive Affixe für das Item um. Das kann mal mehr oder mal weniger nützlich für den gespielten Charakter sein. Nicht selten habe ich jedoch schon fertig entwickelte Items aufgehoben, die zwar nichts für meinen aktuellen Charakter sind, jedoch für den nächsten Build, der im Kopf rumschwirrt, perfekt sind.

Allgemein geizt Last Epoch nicht mit seinem Loot und noch weniger seit der neuen Erweiterung. Der im Spiel eingebaute Lootfilter sollte entsprechend auch genutzt werden. Aber keine Angst, dieser ist wirklich einfach einzustellen. So können nach und nach die besten Items aufgehoben und verstaut werden. Das schöne an diesem Spiel, die mächtigsten Ausrüstungsgegenstände sind die, die ihr euch selbst zusammenbaut. Dafür benötigt ihr aber gute Drops und etwas Glück. Doch im Gegensatz zu Path of Exile, wo praktisch alles dem Zufall überlassen ist, ist der Random Faktor in Last Epoch eher gering. Es geht mehr darum, was ihr daraus macht. Eine willkommene Abwechslung. Auch das Endgame wurde verbessert und bietet mehr zu tun. Gerade mit dem neuen Woven Tree, mit dem ihr euer Endgame beeinflussen könnt. Trotzdem muss ich an dieser Stelle zugeben, da fehlt es noch ein wenig, um mit anderen ARPGs mitzuhalten. Trotzdem hat Eleven Hour Games mit Tombs of the Erased alles richtig gemacht und den Pfad weitergeführt, um Last Epoch schon bald bei den Großen mitspielen zu lassen. Persönlich drücke ich dem Studio meine Daumen, dass sie dies schaffen werden. Sie haben es verdient. Bis dahin habe ich fürs erste Spaß dabei Monstern mein feuriges Schild entgegen zu donnern.

Wer Interesse daran hat meinen Build auszuprobieren und nicht nur den aktuell Meta Void Knight spielen möchte, dem hab ich hier einen Link mit aktueller Ausrüstung und Skills erstellt:
Es ist gerade ausrüstungstechnisch noch Luft nach oben. Schadenstechnisch und auch überlebenstechnisch kann ich mich jedoch eindeutig nicht beklagen.
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig für Last Epoch begeistern. Probiert das Spiel gerne mal aus. Für gerade mal 35€ bietet diese Perle einiges an Spaß und Inhalt. Ich wünsche euch guten Loot und viel Spaß!
Euer Sven

Als Gamer der zweiten Stunde fing bei mir alles mit meinem Gameboy, NES und einem Rechner mit Norton Commander an. Bei den Brettspielen schaffte Siedler von Catan bei mir den Durchbruch zu komplexeren Spielen. Heute blicke ich stolz auf meine Sammlung an neuen und alten Spielen, ob nun Video- oder Brett. Meine Leidenschaft für Spiele und Spaß diese mit anderen zu teilen, wird sich wohl bis ins hohe Alter nicht mehr ändern.