Es war nicht schwer zu erraten, natürlich musste ich mir das Kartenspiel holen. Das Digimon Card Game kam Anfang 2020 mit seinen ersten drei Starter-Decks hier an. Dabei wurde es nur in japanischer und englischer Sprache veröffentlicht. Mittlerweile sind auch drei weitere Starter-Decks erschienen und weitere sind in der Produktion und Auslieferung. Dabei gibt es auch schon mehrere Booster Generationen. Bereits kurz nach der Veröffentlichung war das Spiel ausverkauft – die Nachfrage wurde unterschätzt …
Langersehnter Nachfolger
Nachdem das „Digimon Digi-Kampf Kartenspiel“ einige Zeit nach seinem Release 1999 starb, war es lange Zeit still. Doch in den letzten Jahren wurde der Hype um die kleinen Kreaturen wieder entfacht. Zunächst mit den sechs Teilen von Digimon Adventure tri. und nun mit Digimon Adventure: Last Evolution Kizuna. Letzteres kommt ab dem 21. Oktober ins Kino.
Zurück zum Anfang des Jahres, denn da wurde das Trading Card Game released. Drei Starter kamen zu Beginn heraus: rot, blau und gelb – auf den Covern groß Taichi, Yamato und Takeru. Mitte des Jahres folgten drei weitere Starter: schwarz, lila und grün – erneut Taichi und Yamato und dann noch Koushiro. Zuletzt waren es noch zwei Starter mit den zwei Royal Knights: Gallantmon (rot) und UlforceVeedramon (blau). Hinzu kommen unzählige Display Generationen. Ein für den Januar angekündigtes Display wird sich sogar an den Illustrationen des alten Kartenspiels orientieren.
Sechs verschiedene Farben
Was sagen die Farben über die Decks aus? Wie schon bei Magic halten sie sich an eine gewisse Mechanik und spielen sich ganz unterschiedlich. So ist Rot das aggressivste Deck von allen und baut in seiner Kampfkraft aufeinander auf. Blau ist dahingehend nicht ganz so aggressiv, dafür etwas defensiver und klaut seinem Gegner die Digivolution-Cards aus dem Stack. Das defensivste Deck ist Gelb, zusätzlich setzt es sehr auf die Heilung der Lebenspunkte und die Erhöhung der Security Digimon. Das erhöht aber auch seine Komplexität, was die Spielmechanik anbelangt. Am schnellsten wachsen die Digimon im grünen Deck. Die Komplexität dieser Farbe ist dahingehend gering, zusätzlich sind sie darauf ausgelegt, die Digimon des Gegners zu suspenden, damit diese gezielt angegriffen werden können. Fies wird es dann, wenn noch der Effekt »Piercing« hinzukommt, dieser lässt den Gegner trotzdem Lebenspunkte verlieren. Dazu gleich mehr.
Auch das schwarze Deck spielt sich eher defensiv und etwas weniger aggressiv. Viele Dinge werden durch Effekte für den eigenen und den gegnerischen Zug ausgelöst. Digimon eines lila Decks haben meist Effekte, die ausgelöst werden, sobald sie zerstört werden, können aber ebenso aus dem Friedhof zurückgeholt werden.
Allerdings gibt es auch noch eine siebte Farbe, wenn man so möchte: weiß bzw. farblos.
Eier, Digimon, Tamer und Optionen
Das Spiel besteht aus vielen verschiedenen Karten. Zuletzt wurde ich gefragt, ob man hier wie bei Magic ein Booster-Draft spielen kann: Nein! Denn Digimon ist nicht so einfach aus Boostern spielbar.
Die erste Art an Karten sind die Digi-Eier. Koromon, Bukamon, Tanemon, Gigimon und wie sie alle heißen. Diese Wesen stellen Level 2 Digimon dar und von diesen können wir bis zu fünf in ein Spiel mitnehmen. Diese werden nicht in die übrigen Karten gemischt.
Weiter geht es mit den Digimon-Karten von Rookie bis Mega, anders ausgedrückt Level 2 bis Level 7 (DNA-Digitationen wie Omnimon entsprechen Level 7). Des Weiteren gibt es Tamer, die einmal ins Spiel gebracht werden und dann dauerhaft liegenbleiben und nicht angefasst werden können. Zuletzt gibt es noch Option-Karten. Sie entsprechen Zauberkarten mit einmaligen Effekten.
Das Spielfeld
Der größte Bereich des eigenen Spielfeldes ist das Schlachtfeld selbst. Als Lebenspunkte zählen fünf zufällig gezogene Digimon-Karten: Das ist der Security Stack. Das Nächste ist die Digi-Eier-Zone sowie die zugehörige Brutzone. Zuletzt folgen der Nachzieh- und Ablagestapel.
Die Felder beider Spieler werden dabei durch das Memory Gauge getrennt. Über dieses werden der Zug und die Ressourcen bestimmt.
Die fünf Phasen
Nachdem die Karten des Nachziehstapels und des Digi-Egg Stapels getrennt gemischt wurden, zieht jeder Spieler fünf Karten des Nachziehstapels. Dieser wird als Security Stack hingelegt. Danach zieht jeder fünf Handkarten. Am Anfang einer jeden Runde werden, wie in Magic, sämtliche Wesen unsuspended (enttappt). Dann darf der Spieler – bis auf den allerersten Zug – eine Karte ziehen. Sollte es nicht mehr möglich sein zu ziehen, verliert der Spieler die Partie.
Nach dem Ziehen folgt die Brutphase. Hier wird dementsprechend die Brutzone betrachtet. Zunächst wird geschaut, ob ein Ei ausgebrütet werden kann – hier ist lediglich ein Platz frei. Wird dieser bereits von einem Baby belegt, kann dieses herausgenommen werden – von diesen zwei Dingen kann lediglich eine Aktion ausgeführt werden. Möchte ein Digimon aus dieser Zone, muss es minimum Level 3 haben, alles darunter platzt einfach und kann in der Kampfarena nicht bestehen.
Anschließend folgt die Hauptphase. In dieser kann munter digitiert und gekämpft werden. Tamer können in das Spiel gerufen und Option Cards ausgespielt werden. Sobald hier der Memory Counter die 0 überschreitet, endet der Zug sofort – also ist Planung äußerst wichtig.
Digitationen und Effekte – Digimon Karten
Digimon Karten bestehen aus zwei verschiedenen Kosten. Mittels der Play Costs werden die Digimon direkt in die Battle Area gerufen – »On Play« Effekte aktivieren nur auf diese Weise. Die Digivolving Costs werden gezahlt, sofern es auf ein anderes Digimon gespielt wird. Selbstverständlich wird hier Level 3 auf Level 2 gelegt usw. Kein Level kann übersprungen werden. Aber auch »On Play« gespielte Digimon können dann digitiert werden. Mit jeder Digitation darf dann eine Karte nachgezogen werden.
Werden getappte Digimon digitiert, können diese selbstverständlich kein weiteres Mal angreifen. Andere können angreifen – außer sie wurden in diesem Zug gespielt.
Effekte der Karten aktivieren sich, sobald sie getriggert werden. Effekte oberhalb des Namens und Levels gelten nur, solange es die oberste Karte ist. Die Effekte unten im Bereich »Inherited Effect« werden in die anderen Digitationen mitgetragen. Dementsprechend werden die Karten gestapelt – dieses Feld bleibt die gesamte Zeit sichtbar.
Tamer Karten
Tamer bieten anhaltende Effekte, die aktiviert werden können. Entweder werden sie dazu suspended oder ihr Effekt löst einfach nach Stichwort aus. Selbstverständlich unterstützen sie dabei die Digimon. Sie können nicht angegriffen werden. Allerdings kamen mit den neuesten Boostern die Hybrid-Digimon dazu. So können die Tamer nun ganz wie in Frontier selbst zu Digimon werden – hierzu werden die Digivolving Costs gezahlt.
Der Security Stack
Die fünf Lebenspunkte. Hier können sich sämtliche Karten des Decks befinden. Bei einem Angriff wird generell dieser Stapel angegriffen. Einzig suspended Digimon können angegriffen werden. Bei einem Angriff wird ein Digimon suspended. Wird ein Digimon angegriffen, werden die Werte, die Digimon Punkte (DP), verglichen. Wird der Stapel angegriffen, wird die oberste Karte aufgedeckt. Ist es ein Digimon, werden auch hier die Werte verglichen. Diese entscheidet, ob neben dem Lebenspunkt auch der Angreifer vernichtet wird. Ist es eine Option Card oder ein Tamer haben diese meist einen Security Effect – auch Digimon können einen solchen haben. Hier wird geschaut, was für ein Effekt ausgelöst wird. Tamer werden meist ohne Kosten ins Spiel gebracht. Die Karte des Security Stacks kommt anschließend auf den Ablagestapel.
Verloren hat derjenige, dessen Security Stack aufgebraucht ist.
Fazit
Aktuell habe ich keinen Vergleich mehr zum damaligen Spiel, das hole ich nach. Schön finde ich, dass es eine Edition geben wird, in der sie die Designs von damals aufgreifen. Mir gefällt das System mit dem Memory Gauge ziemlich gut. Hier muss man gut planen, wie viel Punkte man hat, was man machen kann, bevor man die Grenze überschreitet. Ob man hier also ein Digimon digitieren kann, bevor man angreift oder das doch zuerst kommt. Hinzu kommt die Frage: Wie viel schenke ich dem Gegner? Je mehr ich ausgebe, um stärkere Digimon zu bekommen, desto mehr Punkte stelle ich meinem Gegenüber zur Verfügung.
Eine schöne Mechanik ist auch die Digitation selbst. Ein Spielen der Digimon direkt in die Battle Area ist möglich, aber teurer. Die Steigerung ist günstiger, allerdings muss man hier sämtliche Level haben, damit man sie aufeinander aufbauen kann. Die Effekte, die hier ausgelöst werden ob nun auf der Karte selbst oder als fortlaufender Effekt sind spannend, je nachdem wie sie im Spiel eingesetzt werden können. Natürlich ist hier, wie bei magic, das Glück beim Ziehen gefragt, auch wenn man hier keine Länder braucht.
Der Security Stack entspricht dem Lebenspunktestapel auf dem Final Fantasy TCG (ich habe nicht allzu viele TCGs gespielt), wird beim Digimon Card Game für mich deutlich besser umgesetzt. Für mich ist es eins der besten TCG seit langem (sagt sich einfach, wenn man nicht so viele kennt … Magic, FoW und Final Fantasy). Ich mag das Spiel und hoffe, dass hier ein paar Spieler zusammen kommen, damit man auch öfter einmal spielen kann.
Mehr Digimon-Spiele findet Ihr auf der Übersichtseite.
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